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„Wir versuchen, sehr offen zu sein“
von Oliver Siebisch • Titelfoto: Oliver SiebischZu Besuch in der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
An einem Nachmittag betreten wir am oberen Schloßplatz die Pirmasenser Zweigstelle des Pfalzklinikums. Die dort ansässige Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist, wie es in der Selbstauskunft heißt, der „seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ verpflichtet. Doch was bedeutet das in der Praxis? Um mehr darüber zu erfahren, sind wir mit der Ergotherapeutin Veronique Anné verabredet, die seit 15 Jahren in der Klinik tätig ist.
Wir werden auch gleich von ihr abgeholt und in einen Raum geführt, der an den Wänden mit einer Vielzahl überwiegend kleiner Mal- und Bastelarbeiten bestückt ist. Eine uns freundlich anblickende Hündin ist auch zugegen. Nachdem wir Platz genommen haben, erzählt Anné von ihrem Aufgabenbereich: Sie sei für alle ergotherapeutischen Belange zuständig, viel in der Elternarbeit sowie in der Vernetzung mit der Stadt tätig. Angefangen hat für sie alles mit einer Ausbildung zur Ergotherapeutin vor knapp 20 Jahren. Ein ehrenamtliches Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit ließ Anné erkennen, dass sie ihren Schwerpunkt in diesem Bereich setzen möchte. Ihre jetzige Stelle passe daher gut zu ihr, und sie fühle sich damit sehr wohl.

In der Unterhaltung mit ihr erfahren wir, dass sich zunächst häufig Eltern oder Sorgeberechtigte, deren Kinder und Jugendliche Probleme haben, an die Klinik wenden. Ängstlichkeit, Traurigkeit und Zurückgezogenheit oder gegenteilige Eigenschaften junger Menschen, schulische Probleme, häufig raumgreifender Ärger und Streit mit Eltern oder Freunden können ein Grund sein, sich an das 20-köpfige Team aus verschiedensten Berufsgruppen zu wenden. Das gilt auch für nicht altersentsprechende Verhaltensweisen, Schwierigkeiten im Essverhalten und Folgen belastender Erlebnisse sowie nicht organisch erklärbare Beschwerden. In einem Gespräch werde in solchen Fällen erörtert, ob eine ambulante, teilstationäre oder stationäre Behandlung vonnöten ist. Auch wird eine Zuhause-Behandlung angeboten, die bis hin zur Schule gezielt unterstützen kann.
Das ergotherapeutische Angebot ist in diesem Kontext äußerst vielfältig. „Da ich von Anfang an dabei war, konnte ich den Bereich auch ein bisschen formen“, sagt Veronique Anné: „Es gibt handwerkliche Angebote, aber auch viele Projekte mit Leder werden gemacht. Holz ist dabei, Leinwandbilder und Seidenmalerei, dasjenige, was man klassisch kennt.“ Sie ergänzt, dass es auch weitere Schwerpunkte gebe, wie „Förderung von motorischen und sozio-emotionalen Fähigkeiten. Ein weiterer Schwerpunkt sind Testungen im motorischen und Wahrnehmungsbereich.“ Bedeutsam sei darüber hinaus die Elternarbeit und der dazugehörige „Elterntreff“, der einmal im Monat stattfindet – der nächste Termin liegt auf dem 14. März und beginnt um 10 Uhr. Das niederschwellige Angebot richtet sich an Menschen, die nicht wissen, ob ihr Kind einen therapeutischen Bedarf hat und sich „das einfach mal anschauen möchten.“ Zudem wird ein Austausch untereinander ermöglicht.

Keineswegs unerwähnt lassen möchte die Ergotherapeutin ihre Hündin Fly. „Sie kommt ein- bis zweimal die Woche mit und kann immer wieder große Dinge verrichten“, erklärt Anné. Ängstlichen Kindern helfe sie, und die jungen Patienten könnten für gutes Verhalten gesammelte Punkte in Zeit mit der Hündin einlösen. Ehe wir uns verabschieden, blicken die Therapeutin und ihre Hündin noch gemeinsam in unsere Kamera. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass junge Menschen mit seelischen Schwierigkeiten bei beiden gut aufgehoben sind. Ihre Sorgeberechtigten können sich gewiss vertrauensvoll an das Team der Tagesklinik wenden.
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