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9. November – ein besonderer Tag
Die Wochenend-Kolumne von psst! Pirmasenser Storys
Der 9. November ist in mehrfacher Hinsicht ein Gedenktag an markante Ereignisse der deutschen Geschichte.
Da ist die Novemberrevolution 1918. Der Erste Weltkrieg tobte schon vier Jahre und hatte Millionen von Opfern gekostet. Das Deutsche Kaiserreich war militärisch am Ende, die Front zerbrach. Nachdem es schon länger Streiks und Demonstrationen gegeben hatte, wuchs aus dem Kieler Matrosenaufstand eine Massenbewegung. Am 9.November schließlich trat der Kaiser zurück und die Republik wurde ausgerufen. Damit wurde eine trotz Wahlrecht und Reichstag doch autokratische und militaristische Monarchie beseitigt. Leider war die neue Demokratie nicht von längerer Dauer. Paul von Hindenburg, der schon als quasi Militärdiktator für die sinnlose Fortführung des Krieges verantwortlich war, sollte später als Reichspräsident Hitler zur Macht verhelfen. Die Weimarer Republik scheiterte, weil zu viele Bürgerinnen und Bürger radikale und antidemokratische Parteien wählten und auch Militärs, Beamte und andere Verantwortungsträger dem Staat feindlich gegenüberstanden.
Dann der 9.November 1938, die Reichspogromnacht. Die Verfolgung der Juden, sofort nach Hitlers Machtantritt gestartet, fand hier in reichsweit geplanten Aktionen einen brutalen vorläufigen Höhepunkt. Doch nur ein weiterer Schritt zu noch furchtbareren Taten: Die Shoa – der organisierte Massenmord. Unbegreiflich, unvorstellbar und doch grauenhafte Realität. Verbrochen nicht nur von einer kleinen Clique, sondern von Vielen mitgetragen und mitgemacht. Eine Schuld und unbequeme Wahrheit, der wir uns stellen müssen. Daher auch seit vielen Jahren das Gedenken in vielerlei Form bei uns in Pirmasens. Getragen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern.
Schließlich der 9. November 1989. Die friedliche Revolution in der DDR, die an diesem Tag zum Mauerfall führte. Erst ein paar wenige, die im Herbst demonstrierten, dann immer mehr Menschen und schließlich Hundertausende auf den Straßen. Wagemutig gegen ein diktatorisches System, das dann doch morsch in sich zusammenfiel. Mir erscheint es als Wunder, dass es nicht zum Blutbad kam. Die Kirchen spielten damals eine wichtige Rolle.
Drei markante Ereignisse, die positiv wie negativ unsere Geschichte geprägt haben. Der 9.November erinnert an Freude und Leid vieler Menschen. Daher sollten wir das Gedenken pflegen und auch unsere Lehren ziehen. Freiheit, Menschenwürde, das Recht auf Leben – Sie sind nicht selbstverständlich und gerade in unserer Zeit (wieder) bedroht. Sie sind wertvoll und müssen verteidigt werden.
Manfred Vogel
Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.
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