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- Kolumne von Thomas Müller
Ein Hauch von Ohnmacht?

Meinung zur Bundestagswahl in Pirmasens
Die Ergebnisse der Bundestagswahl auch in der Stadt Pirmasens und dem Wahlkreis lassen aufhorchen. Aber mal ganz ehrlich: Wer hat etwas anderes erwartet?
Die Stimmung im ganzen Land scheint gefühlt seit langer Zeit im Keller. Nicht zuletzt bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr war das auch in Pirmasens zu spüren. Zu Erinnerung: Dort wurde die AfD hinter der CDU zweitstärkste Kraft im Stadtrat, hat dort nun immerhin elf Sitze. Auch wenn vorab auf den Wahlplakaten keine Gesichter der Kandidaten zu sehen waren.
Auch bei der Bundestagswahl nun reichte es, ohne wirkliches Gesicht auszukommen. Das schlichte „AfD jetzt“ war anscheinend genug. Satte 30% holte die Kandidatin Iris Nieland in Pirmasens bei den Erststimmen, lag damit nur knapp hinter CDU-Bewerber Florian Bilic (31,7%) und weit vor der bisherigen Wahlkreis-Gewinnerin Angelika Glöckner (SPD) mit 19,2%.
Bei den Zweitstimmen war die AfD sogar stärkste Kraft mit 31,9%. Doch das ist kein Pirmasenser Phänomen. Auch in Zweibrücken und vor allem in Kaiserslautern holte die Partei Ergebnisse weit über dem Bundesschnitt. Schaut man auf die eingefärbte Wahl-Deutschland-Karte ist die Barbarossastadt sogar nur einer von zwei blauen westdeutschen Wahlkreisen.
Die Wahl zeigt, dass es längst nicht mehr um die Gesichter vor Ort geht. Florian Bilic von der CDU war in über 100 Gemeinden unterwegs, um sich zu zeigen. Nicht viel weniger präsent und Klinken geputzt hat die wahlkampferfahrene SPDlerin Angelika Glöckner. Hat man vor der Wahl mit Menschen auf der Straße gesprochen, fiel der Name Nieland nie. „Iris wer?“ haben sogar manche Passanten gefragt. Insgesamt fällt auf, dass bei der blauen Partei auf kommunaler Ebene selten von Personen die Rede ist, es heißt schlichtweg „die AfD“.
In Zahlen machten 6467 Pirmasenser Wahlberechtigte ihr Kreuz bei der Erststimme bei Iris Nieland. Das sind gerade mal 353 weniger als bei CDU-Mann Bilic. Und das, obwohl Nieland in Altleinigen wohnt und gar nicht aus der Pfalz stammt. Viele dürften sie also gewählt haben, ohne sie überhaupt zu kennen. Politologen erklären die Erfolge der AfD mit der Strukturschwäche der Region und dem niedrigen Bildungsniveau.
Bei den anderen Parteien macht sich Ratlosigkeit breit. Die Kandidaten bedauern lediglich das starke Abschneiden der AfD. Konkrete Lösungen, was dagegen getan werden kann? Fehlanzeige. Ein Hauch von Ohnmacht also?
Diese gilt es abzulegen. Und nun muss angepackt und den Menschen Lösungen präsentiert werden. Der Verdruss ist groß, die Glaubwürdigkeit geschwunden. Vertrauen kann man sich aber erarbeiten. Das ist wohl eine der größten Aufgaben der Politik, auch für die Abgeordneten aus der Region.
Hoffentlich beweisen sie ein gutes Händchen.
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