Erinnern – Gedenken – Mahnen

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Mit Manfred Vogel

Die Wochenend-Kolumne von psst! Pirmasenser Storys

Seit vielen Jahren gibt es in Pirmasens einen Kreis engagierter Menschen, die an das Schicksal der Juden unserer Stadt erinnert. Aber die die verfolgen Sinti wurden in den Blick genommen.

Viele einzelne Schicksale konnten aufgeklärt und veröffentlicht werden und u.a. wurden Gedenktafeln an Häusern angebracht. Die Stadt Pirmasens unterstützt diese Aktivitäten. Besonders erfreulich ist das Engagement von Schüler/innen. Ich halte es für sehr wichtig, auch bei jungen Leuten das Bewusstsein zu wecken, damit die schreckliche Geschichte der Naziherrschaft und des II. Weltkriegs nicht in Vergessenheit gerät. Gerade weil die letzten Zeitzeugen und Überlebenden alt sind und in wenigen Jahren niemand mehr „aus erster Hand“ erzählen wird.

Auch im Landkreis wird an einigen Orten Erinnerungsarbeit geleistet und Schicksale aufgeklärt. Doch es bleibt noch viel zu tun.

Vor einigen Tagen begingen wir in Rodalben einen ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an die Sintifamilie Reinhardt aus Rodalben. Ein sehr eindringlicher Gottesdienst. Aber leider mit nur wenigen Besuchern und überwiegend im „fortgeschrittenen“ Alter. Wo waren die Jüngeren? Das mag vielerlei Gründe haben, aber zeigt es nicht auch, wie sehr die Vergangenheit aus dem Gedächtnis verschwindet?

Gerade angesichts der erschreckenden letzten Wahlergebnisse in Pirmasens und in den neuen Bundesländern. Wobei, und das finde ich besonders schlimm, viele Menschen hier offenbar keinen Zusammenhang von damals zu heute erkennen können oder wollen. Dabei sind es die gleichen Gedankengänge und Parolen von Ausgrenzung, Intoleranz, Neid und Hass, sozialer und wirtschaftlicher Benachteiligung.

Wie war das damals? Ausgrenzung, Verfolgung und schließlich Massenmord an Menschen, die nicht ins Bild der Machthaber passen, weil ihre Religion, Herkunft, politische Haltung und Lebensweise anders sind. Oder auch, weil Schuldige gesucht werden für das eigene Versagen von Politik und Gesellschaft.

Und heute? Deswegen müssen wir erinnern, gedenken und mahnen. Auch uns selbst mahnen lassen.

Als Christ finde ich in der Bibel den Gegenentwurf: wie Leben in guter Gemeinschaft aussehen soll. Wie soziale Gerechtigkeit, friedvolles Miteinander und respektvoller Umgang gestaltet werden können.

Nun gibt die Bibel keine genauen „Rezepte“ und Details. Das müssen wir schon selbst entwickeln. Das ist angesichts der vielen Probleme oft sehr schwierig. Und wir Christen dürfen unsere Ideale und Ziele nicht anderen überstülpen wollen.

Aber im Rodalber Gedenkgottesdienst erinnerten wir uns an Worte aus dem 13. Kapitel des 2.Korintherbriefs, die uns mahnen bzw. darauf hinweisen:

Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst! Oder erkennt ihr an euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?…  Wir bitten aber Gott, dass ihr nichts Böses tut; nicht damit wir als bewährt angesehen werden, sondern damit ihr das Gute tut und wir wie die sind, die nicht bewährt sind. Denn wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern nur etwas für die Wahrheit… Zuletzt, Brüder und Schwestern, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 

Manfred Vogel

Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.


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