Flora Incognita

Kolumnist Manfred Vogel
Mit Manfred Vogel

Ich bin gerne in der Natur unterwegs und kenne mich etwas aus, was Pflanzen betrifft. Ich kann immerhin Eichen von Buchen und Rosen von Nelken unterscheiden. Sogar Fichten und Tannen kann ich unterscheiden. Aber im Großen und Ganzen weiß ich nicht, was im Wald und im eigenen Garten vor mir habe.

Vor kurzem habe ich die App entdeckt: Flora Incognita, auf Deutsch „unbekannte Pflanzenwelt“ ist eine kostenlose App für die Bestimmung von Pflanzenarten. Seitdem gucke ich noch genauer hin und staune immer wieder. In Pirmasens und Umgebung gibts wirklich viel zu entdecken. Da ist das Strecktal, wo ganz bewusst einheimische und ausländische Pflanzen quasi in thematischen Abteilungen gesetzt sind. Da sprießt es aber auch in scheinbar grauen Straßen aus Ecken und Ritzen. Schließlich der Wald ringsherum. Auf der Ruhbank lebe ich ja mitten im Wald und genieße, was ich rund um die Platte oder dem Beckenhof und Starkenbrunnen so alles entdecken kann.

Ja, Pirmasens besticht mit viel Natur. Gerade jetzt im Mai blüht und grünt es besonders. Ich bin kein besonderer Gärtner, daher lasse in meinem Garten vieles wachsen, was da eben kommt. Da gibt’s manche interessante Beobachtung und auch mal unliebsame Überraschungen. Aber mir gefällt, was blüht. Den Hummeln, Bienen und Wespen scheint mein Garten auch zu gefallen. Mich stören eher solche Steinwüsten, wie wir sie leider auch auf der Ruhbank haben. Auch der unsägliche Kirschlorbeer, den ich leider vergeblich bekämpfe und der sich im Wald auf der Ruhbank auch schon ausbreitet. Generell stört es mich, wenn invasive Arten sich ausbreiten, die unserer Natur nichts nützen oder schaden. Auch die Schädigung der Bäume fällt mir auf. Der Klimawandel schlägt hier auch zu.

Trotzdem: es gibt so viel Schönes in der Natur zu sehen und zu genießen in und um Pirmasens. Einfach sich Zeit nehmen zum Spazieren gehen, die Augen öffnen und genießen. Dazu laden auch noch ein paar Gartenwirtschaften und Hütten ein, der Kehle und dem Magen auch was Gutes zu tun.

Als Christ sehe ich auch den Schöpfer dahinter. Auch wenn wir noch nicht im Sommer, sondern mitten im Frühling sind, fällt mir das Lied von Paul Gerhardt ein:

1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit

an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier

und siehe, wie sie mir und dir

sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.

2. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub

mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an

als Salomonis Seide, als Salomonis Seide.

3. Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft

und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall

ergötzt und füllt mit ihrem Schall

Berg, Hügel, Tal und Felder,

Berg, Hügel, Tal und Felder.

13. Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt,

dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad

in meiner Seele früh und spat

viel Glaubensfrüchte ziehe,

viel Glaubensfrüchte ziehe.

14. Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum,

und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm

ich deines Gartens schöne Blum

und Pflanze möge bleiben,

und Pflanze möge bleiben.

Manfred Vogel

Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.