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Gebet – Hotline zu Gott
Die Wochenend-Kolumne von psst! Pirmasenser Storys
Jedes Jahr Ende August, Anfang September fährt die Gemeinde der Johanneskirche zur Freizeit nach Trippstadt. Ein Wochenende der Begegnung. Es gibt ein Thema, gemeinsames Lesen der Bibel, Gespräche und Austausch, Spiele, Singen, ein gemeinsam gestalteter Gottesdienst. Auch ein Grillabend mit Lagerfeuer gehört dazu. Jung und Alt begegnen sich dort. Viele Jugendliche sind dabei, das ist besonders schön. Ein tolles Wochenende, weil man sich näherkommt und auch Menschen besser kennenlernt, die man sonst nur im Gottesdienst trifft. Das gehört für mich zu einer lebendigen Gemeinde.
Zu Beginn gibt es einen Spielabend. Diesmal wars ein Quiz mit Schätzfragen. So in der Richtung: „wie lange ist die Chinesische Mauer“ und „aus wie vielen Quadern besteht die Cheopspyramide?“. Eine Frage war: „Wie viele Tweets werden pro Sekunde verschickt?“. Es sind etwa 5800! Wohlgemerkt nur bei diesem einen Dienst. Würde mal alles zusammenzählen, was da von klassischen Forenbeiträgen, WhatsApp, SMS, über Facebook bis hin zu Instagram, Signal und was es noch alles gibt – was käme da wohl raus?
Da kam mir der Gedanke, wie viele Gebete es wohl gibt? Die kann kein Mensch zählen. Stoßgebete, vorgefertigte Gebete wie das Vater Unser und die des Gottesdienstes, wohlformulierte und solche frei von der Leber. Gestotterte, hilflose, verzweifelte. Bitten und Wünsche. Anklagen gegen Gott. Aber auch Dank und Jubel, Erleichterung. Was es da alles gibt. Gebete, die feste Angewohnheiten zu bestimmten Tageszeiten sind. Spontane. Manche Menschen beten häufig, andere selten. Manche wiederum sind sich unsicher, wie das überhaupt geht. Manche gehen in die Kirche und zünden auch eine Kerze an. Andere gehen an besondere Orte. Andere beten einfach so irgendwo und überall. Wie auch immer.
Direkte Antwort gibts dann oft nicht. Obwohl es Geschichten von Menschen gibt, die Gottes Stimme gehört haben wollen. Aber oft spüren wir: das Gebet allein tut schon gut! Oft merken wir auch, da tut sich was! Nicht immer, wie man es möchte, aber doch: eine Reaktion, neue Wege, neue Ideen. Erleichterung und Hilfe. Oder zumindest zu merken, man ist nicht allein, man wird begleitet und getragen.
Millionen von Gebeten? Millionen von Antworten? Denn das tolle ist: das Gebet ist quasi die Hotline zu Gott. Er hört zu, es gibt eine Reaktion. Gebete gehen nicht in der Flut der Nachrichten in den social media verloren. Und es folgt auch kein Shitstorm, kein Niedermachen, keine supertollen Belehrungen.
Das Gebet ist unsere Verbindung zu Gott. Davon erzählt die Bibel an vielen Stellen und viele Menschen erleben, Gott hört zu und reagiert. Tag und Nacht, kostenlos und mit unbegrenztem Datenvolumen.
In unserem Evangelischen Gesangbuch gibt es ein Abendlied. Dort heißt es:
Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen und wird vom Dunkel überweht.
Am Morgen hast du Lob empfangen, zu dir steigt unser Nachtgebet.
Denn unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht,
ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach, das vor dir steht.
(EG 266, Verse 1 und 3)
Manfred Vogel
Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.
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