Kirche mal anders

Kolumnist Manfred Vogel
Mit Manfred Vogel

Wie haben Sie Pfingsten verbracht? Für viele ist das ja ein perfektes Ausflugswochenende. Dazu lädt unsere wunderschöne Umgebung ein. Die Hütten und Gartenwirtschaften bieten sich als Ziel natürlich an. Auch ich war mit dem Hund unterwegs. Unser Ziel war der Beckenhof, den wir häufig ansteuern.

Aber nicht nur die Wanderer waren unterwegs. Am Pfingstmontag war auch die Kirche auf dem Weg. Genauer gesagt: Christinnen und Christen feierten einen ökumenischen Stationengottesdienst. Vor der protestantischen Johanneskirche gings los, dann weiter nach zur römisch-katholischen Kirche St.Pirmin und schließlich zur methodistischen Zionskirche. Bewusst auch vor den Kirchen und nicht drinnen. Sichtbar für alle. So wie am ersten Pfingsten, wo die Jünger Jesu den Heiligen Geist empfingen und offen auftraten.

Beten, singen, Bläsermusik, Bibeltext hören und Impulse über Menschen, die im Großen und Kleinen die Botschaft weitertrugen. Da war die Theologin Dorothee Sölle, die mutig für Frauenrechte, soziale Gerechtigkeit, Umwelt und Frieden eintrat und dafür oft angefeindet wurde. Unbequem und umstritten, aber solche Stimmen brauchen wir, um uns nicht „festzufahren“.

Dann der Priester Johann Michael Schang, der in den schwierigen Zeiten der französischen Revolution, Napoleons und auch der Armutsjahre in Pirmasens mutig Glauben verkündigte und sich besonders um die Armen kümmerte.

Schließlich auch namentlich nicht genannte „einfache Christen“, die in ihrem Alltag die richtige Situation erkannten und in Wort und Tat aktiv wurden

Am Samstag zuvor war in der Johanneskirche das Band- und Chorfestival. Drei Stunden Konzert verschiedenster Gruppen aus der Region. Der Bogen reichte von Pop über englisch-irische Flötenmusik bis zu geistlichen Chorwerken. Junge und alte Akteure. Besonders schön fand ich: neben den „bewährten alten Hasen“ waren auch viele junge Leute dabei. Im kirchlichen Bereich finden sich für alle Altersgruppen viele Möglichkeiten, Musik unterschiedlichster Stilart zu machen.

An Pfingsten zeigte sich Kirche in Pirmasens mal anders als gewohnt. Aber was heißt Kirche? Das sind die Menschen, die sich immer noch begeistern lassen und mitmachen.

Am Ende des Band- und Chorfestivals sangen alle gemeinsam „We shall overcome“. Ein Gänsehautmoment. Ursprünglich ein amerikanisches Gospel von Beginn des 20.Jahrhunderts, wurde es in den 40ern zu einem Protestlied der Arbeiter- und Bürgerrechtsbewegung. Der Folkmusiker Pete Seeger brachte es in die heute bekannte Form und es verbreitete sich über Friedens- und Umweltbewegung in alle Welt.

Ein Hoffnungslied, das seine Bedeutung seit Jahrzehnten nicht verloren hat und gerade heute wieder besonders nötig ist.

Pfingsten – Kirche mal anders. Aber so besondere Aktionen gibt es häufig im Jahr. Öfters, als die breite Öffentlichkeit es wahrnimmt. Machen Sie doch auch mal mit!

Manfred Vogel

Dipl.-Sozialpädagoge (FH) mit Theologischer Zusatzausbildung und Ordination. Er arbeitet beim Gemeindepädagogischen Dienst des Prot. Kirchenbezirks Pirmasens und ist u.a. in der Altenheimseelsorge und Gemeindearbeit tätig und hält Gottesdienste. Er ist Mitglied im Kreisvorstandsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen im sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv.


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