Über den Jordan gehen

Kolumnist Manfred Vogel
Mit Manfred Vogel

Die Kolumne von Psst! Pirmasenser Storys zum Wochenende

„Wir gehen über den Jordan“! Erschrecken Sie? Das sagt man doch, wenn jemand stirbt. „Was nützt ihm sein Geld, wenn er über den Jordan geht?“. Oder wenn was kaputt geht.  „Die alte Karre ist jetzt endgültig über den Jordan!“. Es hat so etwas Finales und Negatives.

Die Redensart nimmt ursprünglich Bezug auf die Bibel. Genauer das 3. Kapitel des Buches Josua im Alten Testament.  Dort aber hat sie eine positive Bedeutung. Das Volk Israel ist nach langer Wüstenwanderung am verheißenen gelobten Land angekommen. Nur der Jordan trennt sie noch davon. Der alte Anführer Mose ist gestorben und sein Nachfolger Josua soll übernehmen. Der Jordan ist meistens ein eher kleines flaches Flüsschen, das man problemlos zu Fuß durchschreiten kann. Außer zur Zeit der Schneeschmelze im Gebirge, dann kann das Hochwasser tückisch werden. Josua und das Volk laufen aber nicht einfach durch. Sie warten auf den richtigen Augenblick. Die Anweisung Gottes. „Morgen geht’s los!“ Das wird auch noch mit einem kleinen Wunder verbunden. Der Fluss staut sich oberhalb auf und sie können trockenen Fußes hinüber. Dorthin, wo sie Heimat und eine gute Zukunft erwarten.

„Über den Jordan gehen“ heißt also eigentlich was Gutes: im richtigen Augenblick den richtigen Schritt gehen!

Wir stehen oft vor Entscheidungen im Leben. Kleine wie große. Manches entscheiden wir selbst und haben Zeit; manches kommt zwingend und kurzfristig.

Eine wichtige Entscheidung für uns alle ist die Bundestagswahl. Der Stadtrat wird im Laufe des Jahres auch eine Reihe wichtiger Entscheidungen fällen. Für uns persönlich mag auch das eine oder andere anstehen.

Manche Entscheidungen fallen spontan. Andere müssen schnell gehen. Wie andere brauchen Zeit und müssen wohlüberlegt sein. Wo beginnt das Zögern und blockieren und wo ist es noch die notwendige Zeit des Prüfens? Wodurch lassen wir uns leiten? Bauchgefühl? Tradition? Ideologie? Träume? Mutige Ideen? Die Liste ist lang.

Verpassen wir Chancen? Oder reagieren wir überhastet? Schwer zu entscheiden. Welche Werte und Grundsätze leiten uns?

Josua in der Bibel lässt sich von Gott leiten. Der spricht mit ihm.  Heute erlebt wohl kaum jemand, dass Gott direkt mit ihm spricht. Wenn doch, würde man es nicht vor den anderen zugeben oder gar nicht erst glauben.

Ich maße mir nicht an, christliche Vorstellungen für alle Mitmenschen und diese Welt für verbindlich und allgemein gültig zu erklären. Das muss jeder und jede selbst herausfinden. Es gibt ja auch eine Reihe weiterer gute Ideen und Philosophien. Aber ich kann meine Sicht der Dinge einbringen. Wenn es um soziale Gerechtigkeit, um gutes Miteinander, Schutz bedrohter Menschen, Rettung der Umwelt, Zukunft dieser Welt geht – da hat christliche Botschaft viel zu sagen.

Für Sie persönlich, für unsere Stadt, für unser Land hoffe und wünsche ich:

Die guten richtigen Entscheidungen, überlegt und doch konsequent. Dabei von der Idee des guten Miteinander geleitet zu werden.

Mutig den Fluss überschreiten!


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