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Von Säbelzahntigern und Tauben
Die psst!-Kolumne zum Wochenende
Dass schlechte Nachrichten bei vielen Menschen eine stärkere emotionale Reaktion auslösen als gute, macht evolutionsbiologisch Sinn. Dem sich nähernden Säbelzahntiger Aufmerksamkeit zu schenken war überlebenswichtig. Die Schönheit einer Blume zu bestaunen nicht unbedingt. Die heutige Medienwelt hat sich dieser Tatsache angepasst. Deshalb flimmern in den Nachrichten, im Vergleich zu positiven Wendungen im Weltgeschehen, deutlich mehr Katastrophenmeldungen über den Bildschirm. Geglaubt habe ich das den Medien noch nie. Doch die Nachrichten der letzten Wochen ließen mich von diesem Glauben fast abfallen. Bis ich kürzlich Laura Diehl am Telefon hatte. Sie war für mich das Gegengewicht zu den skurrilen Berichten über die Geschehnisse aus dem „Land of the free“, denn sie erzählte mir eine gute, hoffnungsvolle Geschichte. Eine Geschichte über die organisierte Hilfe für die Stadttauben in Pirmasens.
Tauben sind Tiere, die in der menschlichen Wahrnehmung stark polarisieren. Lässt ein Brautpaar sie an ihrem großen Tag aus einem Korb flattern, stehen sie für Hoffnung und Frieden. Humpeln sie durch die Stadt und picken Erbrochenes auf, stehen sie für Dreck, Ekel und Krankheit. Laura Diehl erzählte mir, wie sie hilfsbedürftige Tauben in der Stadt gesund pflegt, und wie nicht nur den Einzeltieren, sondern der kompletten Population in Pirmasens über die Dauer der letzten Jahre geholfen werden konnte. Unterstützt wird Laura Diehl von zahlreichen Bürgern, die immer mit einem offenen Auge durch die Fußgängerzone gehen und verletzte Tauben umgehend melden.
Was mich am meisten beeindruckte war die Tatsache, dass auch Menschen helfen, die Tauben selbst gar nicht mögen, sich vielleicht sogar vor ihnen ekeln – im Notfall aber hinschauen und verantwortungsvoll handeln. Hilfe zu leisten ist immer eine gute Sache. Aber jemandem oder etwas zu helfen, für das ich selbst keinerlei Sympathie hege, ist vielleicht ein Gedanke, der gerade in der vorweihnachtlichen Zeit etwas Beachtung verdient hat. Und für alle, die wie ich des Öfteren von scheinbar aussichtslosen Situationen erschlagen ist, gilt es, den Blick zu schärfen. Denn die Suche nach den guten Geschichten im eigenen Verein, im eigenen Dorf oder in der eigenen Stadt lohnt sich. Sicher ist: Es gibt sie.
Lisa McKenna
Lisa McKenna ist 1987 in Pirmasens geboren und hatte schon als Kind großes Interesse an Tieren und Natur. Nach dem Abitur am WG 2006 zog sie in die Niederlande, wo sie an der Landwirtschafts-Universität Wageningen Tierwissenschaften studierte. Nach der Bachelor-Arbeit zum Lernverhalten von Pferden, forschte sie für ihre Master-Arbeit unter anderem im Bereich Hunde- und Schweineverhalten. 2013 erhielt Lisa ein Stipendium an der Göttinger Georg-August-Universität, wo sie sich vertieft mit Tierwohlproblematiken in der Nutztierhaltung beschäftigte. Mit ihrer Promotion schloss sie 2018 ihre Studien ab und arbeitet seither als Agrar-Journalistin für mehrere Fach-Zeitschriften und Magazine in Deutschland und der Schweiz. Mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt sie aktuell in Bruchweiler-Bärenbach und engagiert sich ehrenamtlich als Vorsitzende der BUND Kreisgruppe Südwestpfalz / Stadt Pirmasens. In ihrer Freizeit findet man Lisa auf den Wanderwegen im Pfälzerwald oder beim Bergsteigen in den Alpen.
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