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Prof. Dr. rer. nat. Jörg Sebastian ist seit 2024 Dekan der Hochschule am Standort Pirmasens. Foto: privat

Auf ein Wort, Herr Dekan!

von Thomas Müller

Jörg Sebastian über den Hochschulstandort Pirmasens

Am Samstag, 5. April, findet an der Hochschule in Pirmasens wieder der Tag des Offenen Campus statt. Eine ausführliche Vorschau zum Programm findet ihr in unserem Bericht hier: Zum Vorbericht!

Wir haben vorab mit dem Dekan der Hochschule, Jörg Sebastian gesprochen, wie er seinen Standort einschätzt, was er sich wünscht und was er den ständigen Gerüchten um eine mögliche Schließung entgegnet.

Psst!: Gerade hat der Standort 35. Geburtstag gefeiert. Ein besonderer Tag auch für Sie?

Sebastian: Ein Jubiläum ist immer ein besonderer Tag und in der sich rasant ändernden Bildungslandschaft umso mehr. In Zeiten sinkender Hochschulzuwendungen ist ein Überleben nur noch mittels Drittmittelförderung möglich. Wir sind hier sehr gut aufgestellt und haben tolle Forscher im Team, die anwendungsorientiert in engem Kontakt mit der Wirtschaft ihre Forschungsschwerpunkte setzen. 

Immer wieder gibt es Gerüchte um die Schließung des Standortes. Was sagen Sie dazu?

Wie es mit Gerüchten eben ist. Selten ist etwas Wahres dran! Selbstverständlich wird ein so kleiner Standort wie Pirmasens immer nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten kritisch beäugt werden. Allerdings haben wir exzellente Forscher im Team und auch in näherer Zukunft werden hochgradige Forscher:innen dazustoßen. Auch wenn die MINT-Fächer nie die größte Studierendengruppe stellen werden, ist eine reine Mengenbetrachtung bei Studierendenzahlen nicht zielführend. Bildung unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten funktioniert leider nicht wirklich und die Studierenden als Ware zu betrachten um Bilanzieren zu können widerstrebt mir zutiefst.

Was sind die dringendsten Baustellen, damit die Hochschule weiter bestehen kann?

Einer unserer größten Punkte sind bauliche Mängel und die überalterte Ausstattung. Glücklicherweise können wir bezüglich der Ausstattung einiges durch die forschungsstarken Kollegen ausgleichen, wodurch exzellente Forschung auch im internationalen Kontext an dem Standort möglich wird. Dadurch ist es überhaupt machbar, interessante Gebiete für die Studierenden zu schaffen und dadurch die Studierendenzahlen, an denen wir letztendlich gemessen werden, zu realisieren. Im Zuge des demografischen Wandels eine Mammutaufgabe.

Jörg Sebastian führt beim Tag des offenen Campus auch mal Experimente vor. Foto: privat
Jörg Sebastian führt beim Tag des offenen Campus auch mal Experimente vor. Foto: privat

Es gab den Wandel von der Fachhochschule zur Hochschule. Was bedeutet das?

An einer Hochschule wird sehr stark praxisorientiert gearbeitet und geforscht. Die klassischen Fachhochschulen bilden in der Regel stark praxisorientiert und berufsbezogen aus. Die daraus hervorgegangenen Hochschulen haben mittlerweile einen großen Forschungsanteil und mit der Einführung der Bachelor- und Masterabschlüsse ist eine Angleichung an die universitären Abschlüsse erfolgt, wobei die universitäre Ausbildung eher wissenschaftlich und theoretisch und die Hochschulausbildung eher praktisch angelegt ist. Auch das Promotionsrecht, das bisher den Universitäten vorbehalten war, wird über Promotionscluster zukünftig an Hochschulen realisiert.

Wie wollen Sie Studierende nach Pirmasens locken?

Pirmasens bietet viele Vorteile. Klar bei einem direkten Vergleich mit München, Berlin oder Hamburg, fällt Pirmasens etwas ab, aber dafür ist Studieren in Pirmasens aus finanzieller Sicht wesentlich einfacher und durch unsere spezialisierten Studieninhalte auch für Studierende interessant, die nicht aus der Pfalz oder dem Saarland kommen. Des Weiteren ist die optimale Betreuungssituation ein großer Pluspunkt in Pirmasens. Die Türen der Professoren stehen den Studierenden immer für Hilfe und Diskussion offen, was an den großen Bildungsanstalten nicht realisiert werden kann. Es ist eine familiäre Atmosphäre am Campus Pirmasens.   

Welche Rolle spielt mittlerweile die künstliche Intelligenz?

KI als Schlagwort steht natürlich auch bei unserer Hochschule an. Neben dem reinen Umgang mit KI sind es allerdings vor allem die Punkte wie setze ich KI sinnvoll ein? Wir sind mit dieser Thematik allgemein noch am Anfang. Die Entwicklung in den nächsten Jahren wird sehr spannend und wird selbstverständlich Raum in allen Ausbildungsrichtungen einnehmen.

Welche Rolle spielt die Hochschule für Sie persönlich und auch die Stadt Pirmasens?

Bis ich in Pirmasens an der Hochschule angefangen habe, waren meine Berührpunkte ziemlich gering. Ich habe allerdings Pirmasens und die Kollegen an der Hochschule schätzen und mögen gelernt. Als Saarländer ist es zwar schwierig zuzugeben, aber ich mag die Pfalz 😉

Was steht auf ihrer Wunschliste?

Viele interessierte Studierende, eine Modernisierung der Labore und der Hörsäle und eine Aufstockung der Assistenten für die Labore wäre ein Wunschtraum, der allerdings realistisch betrachtet an den knappen Kassen zerschellen wird. Leider hängen diese Punkte alle zusammen, sodass eine singuläre Betrachtung sinnlos ist.


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